@kuebra hielt auf der re:publica eine beeindruckende Session zum Thema Hate Speech. Diese zeigt anschaulich, wie sehr virtuelle Gewalt den Alltag der Betroffenen beeinträchtigt. Und wie groß das Problem geworden ist.
Zehn Accounts für eine Meinung. Und manipulierte Timelines.
Speaker und Besucher der #rpTEN waren sich einig, dass viele Trolle vom rechten Rand erstaunlich professionell agieren. Sie erhöhen ihre digitale Schlagkraft noch zusätzlich – mit künstlicher Reichweite:
- Rechte Tweets (und Facebook-Postings etc.) werden nicht selten von anonymen Accounts aus verschickt. Wer weiß schon, mit wie vielen weiteren Profilen solche Personen arbeiten, um ihren Botschaften zusätzliches Gewicht zu verleihen? Dann steckt hinter zehn Hass-Tweets – von scheinbar unterschiedlichen Nutzen – nur eine einzelne Meinung.
- Die so geschaffenen Troll-Farmen durchforsten das Social Web gezielt nach passenden Postings und Hashtags, auf denen sie sich anschließend auslassen.
- Dort, wo sich eine Diskussion entfacht, werden verstärkt weitere Trolle „hingeschickt“, oder ein und derselbe Troll lässt seine verschiedenen Accounts „sprechen“.
- Das Gleiche gilt für Einträge in Online-Nachrichtenmagazinen, Blogs und Foren.
- Mit konzertierten Likes, Weiterempfehlungen oder auch Blockieren-Meldungen an die Netzwerkbetreiber lassen sich einzelne Postings und Nutzer auf- oder abwerten. Ganz je nachdem, welche Aussage und welche politische Richtung unterstützt werden soll.
- Die Timeline-Algorithmen von Facebook & Co. können damit ebenfalls ausgehebelt werden.
All dies lässt sich natürlich nicht nur von „Rechts“ ausüben. Generell dienen die geschilderten Instrumente dazu, einer Nachricht oder einer Stimmung mehr Auftrieb zu verschaffen, als ihr eigentlich von den reellen Lesern her zusteht.
Liebe organisieren
Das Problem, das diesen Effekt noch zusätzlich verstärkt: Normale Nutzer arbeiten naturgemäß nicht mit derlei Mitteln.
„Wir müssen Liebe organisieren, denn Hass ist organisiert“
, so @kuebra folgerichtig in ihrer Session.
Das bedeutet natürlich nicht, dass wir ebenfalls mit künstlich generierter Reichweite agieren sollten. Ein schlichtes Widersprechen an der richtigen Stelle – von „echten“ Accounts aus – reicht vollkommen. Und es zeigt, dass die Zivilgesellschaft mehr Gewicht hat, als anonyme Trolle.
Hier das Video zur Session in voller Länge:
Titelbild: © Dikaseva / unsplash.com
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